Ein Märchen (oder sowas in der Richtung)
Es ward einst ein Mutter. Sehr um das Wohl ihres in der Ferne studierenden zweitgeborenen Sohnes besorgt, zerbrach sie sich Tag um Tag den Kopf darüber ob er wohl auch genügend warme Klamotten für den ach so harten Neuseeländischen Winter habe. Ihre Sorge wurde von Tag zu Tag grösser,so dass sie des nachts Träume plagten in denen sie ihren Sohn erfrieren sah und so beschloss sie eines Tages kurzerhand, diese Angelegenheit nicht den Launen des Schicksal zu überlassen...Es ward ein Entschluss gefasst und so sass meine Mutti abend um abend da, gegen die in rasendem Tempo dahin schwindende Zeit anstrickend, und fertigte ihrem Sohn diesen wunderbar warmen Pullover, der nach seiner Reise um den halben Erdball schliesslich kurz vor Ankunft der kalten, schneebringenden polaren Südwinde das ferne Königreich Kristenkirche erreichte. Als der Sohnemann Till der dieses Prachtstück mütterlicher Handwerkskunst entzückt und mit bebendem Herzen entgegennahm, rannte er sofort in sein Kämmerchen, um eine elektronische Dankesrede durch das weltweite Netz zu schicken. Und weil er nun nicht erfrieren wird, wird er eines Tages wohlbehalten zurückkehren.Ende
Aiiii...
...habe gerade meinen Flug nach Australien gebucht. Somit ist es fix, ich fliege am 18. August für drei Wochen da rüber und besuche Giles
, eine Kletter-Bekannte, die ich 1999 in Fontainebleau kennengelernt habe. Es ist schon ziemlich cool, dass wir es über die Jahre geschafft haben, in Kontakt zu bleiben. Nachdem sie hat mich im Jahr 2000, kurz bevor ich zum Studieren nach Erlangen gezogen bin in Deutschland besucht hat und wir einen Klettertrip ins Frankenjura unternommen haben (sie lebte zu dieser Zeit in England), ist der Kontakt ein wenig abgebrochen; ganz ganz sporadisch ist mal eine email hin- und hergegangen.Doch wie das eben so ist in unser kleinen Welt, war Giles dann letztes Jahr hier in NZ in Castle Hill auf Boulder-Urlaub und hat Uli, einen Bekannten aus Deutschland getroffen, der ihr, nachdem Sie irgendwie drauf gekommen sind dass sie beide mich kennen, dann erzählte dass ich gerade in meinen Studienaustausch-Planungen stecken würde... Daraufhin hat Giles ihre email-Faulheit überwunden und sich mal wieder gemeldet. Die Wiedersehensfreude war riesig als wir uns an Ostern nach 4 1/2 Jahren wieder gegenüberstanden. Und die folgende Woche in Castle Hill war auch der Hammer, wir
(Giles, Chris, Tim & ich) hatten eine riesige Hütte in Castle Hill Village gemietet und hatten eine echt gute Zeit zusammen.Dementsprechend freue ich mich auch echt auf den Urlaub, auf coole Leute und Boulder in Australien. Aber ist ja noch ein bisschen Zeit bis dahin.
verkehrte Welt
Eigentlich sollte man ja denken, dass ein 'Supervisor' seinen 'Untergebenen' in den Hintern tritt wenn sie nicht tun was sie sollen oder wenn etwas nicht so läuft wie es soll. Weit gefehlt, denn wer diese Einstellung vertritt wird von allen Seiten mit Gegenbeispielen bombardiert. Und nun kann ich mich endlich auch zu den Glücklichen(?!) zählen, die eine solche Erfahrung gemacht haben. In der letzten Mitteilung habe ich ja berichtet dass an der Uni nicht alles eben läuft. Dieser Zustand ist nicht in der letzten Woche eingetreten sondern hat sich jetzt schon fast zwei Monate hingezogen, nur dass immer, wenn ich mit meinem Supervisor reden wollte, wieder etwas eingetreten ist was Anlass zur Hoffnung auf Besserung der Situation gegeben hat. Hoch. Tief. Hoch. Tief. Und das blöde ist dass ich solche Dinge halt nicht an der Uni lassen kann, ergo dass sich so etwas auf mein Wohlbefinden auswirkt.Aber letzte Woche, nachdem Labor-Missgeschick ist dann der Knoten geplatzt. Ich kam endlich zu dem Entschluss dass ein klärendes Gespräch zwischen uns beiden notwendig ist. Also bin ich gestern in Owens Büro reingestiefelt und hab ihm meine missliche Lage erklärt, dass ich das Gefühl habe dass ich nicht genug fachliche und praktische Unterstützung, nicht genug Feedback bekomme (was vielleicht das schlimmste an der ganzen Geschichte ist), dass ich mir Sorgen mache, dass mir die Arbeit, die ich hier mache, nicht anerkannt wird in Deustchland, wenn das so weitergeht. Und dass ich ernsthaft überlegte, den Supervisor zu wechseln.Bums. Da wars auf einmal alles Draussen. Owen war glaube ich ganz schön geschockt erstmal, allerdings hat das ganze einen relativ positiven Aspekt gehabt, nämlich dass er angeboten hat, uns mehr Unterstützung zu geben, sogar mit uns im Labor zu arbeiten, und so weiter... So habe ich mich dann dazu entschlossen, ich ihm nochmal eine Chance zu geben ... Hmmm ... wir werden sehen, auf alle Fälle habe ich jetzt die Furcht verloren, auf ihn zuzugehen und er weiss, dass ich nicht alles einfach so hinnehme, dass ich Forgerungen stelle und auch bereit bin meine Konsequenezen zu ziehen ... ich werde euch auf dem laufenden halten, wie sich diese Story wieterentwickelt... Zur Stressbewältigung (wird in NZ ganz gross geschrieben) bin ich heute nachmittag gleich mal hoch nach Castle Hill, da brauch ich ja nicht viel zu erzählen, die Kletterer unter euch wissen eh was es bedeutet, rauszudüsen und sich platt zu machen, das Hirn für ein paar Stunden von allen äusseren Zwängen frei zu machen, und die anderen könnens nicht wirklich nachvollziehen. Habs ja schon so oft versucht zu erklären... ;-)Dieses Wochende komme ich hoffentlich mal wieder raus aus Christchurch, aber das wird sich morgen entscheiden und ihr werdet es früh genug erfahren. Hoffentlich mal wieder mit ein paar Fotos.
uni sucks !
So sehr ich mich neulich gefreut habe dass meine Chemikalie (auf die ich fast drei Monate gewartet hatte) endlich angekommen ist, so sehr musste ich mich diese Woche aufregen:(1) Mein Supervisor hat schon so viel zu wenig von dem Zeug bestellt und (2) wie das nun mal ist in der Chemie, ihr könnts euch denken, hat die Reaktion nicht so hin gehauen wie das Ganze laut Vorschrift funktionieren sollte...Aber von Anfang an: Weil ich kein Vollidiot bin (bzw. das mal ganz arrogant von mir zu behaupten wage), habe ich die Reaktion (die an sich eigentlich nix Besonderes ist) mal mit einer kleinen Menge probiert. Da hats auch funktioniert und somit hab ich versucht etwas mehr von meinem bisher hergestellten Stoff umzusetzen - dabei den Rest von der Chemikalie (von der eh schon viel zu wenig da ist...ähh..., nein, war!) verbraucht, nur hats diesmal nicht gefunzt...Tja, was soll ich da noch sagen?! Dumm gelaufen, oder? Also habe ich mir mal wieder den Kopf darüber zerbrochen, ob das alles meine Schuld ist, dass hier unimässig nix läuft, aber da komme ich immer an einen Punkt an dem sich alles im Kreis dreht. Da es sehr mühsam (bisweilen sogar unmöglich erscheinend) ist, mit meinem Supervisor zu kommunizieren, hänge ich irgendwie immer ziemlich in der Luft, weil ich überhaupt kein Feedback bekomme ob das was ich mache OK ist oder ob er mich für die absolute Nullnummer hält.Tja, so ist das nunmal, es ist so ziemlich genau das Gegenteil von dem eigetreten, was ich mir Uni-mässig von diesem Aufenthalt erhofft hatte...Im Rahmen meines Hauptstudiums hätte mir in Deutschland ein 'normales' AC (Anorganische Chemie)-Praktikum bevorgestanden. Die Vorstellung, ein motivierenderes Praktikum (in Form eines 'research project') mit einem Auslandsaufenthalt zu verbinden und somit quasi zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, war grandios. Das Angebot meines Professors in Deutschland, die Ergebnisse meines Tuns in NZ dann auch teilweise für eine verkürzte Diplomarbeit weiterverwenden zu können, hörte sich natürlich um so verlockender an.Um so frustrierender ist es nun, dass gar nichts klappt im Labor, ich keine Unterstützung von meinem Supervisor bekomme (es sei denn Achselzucken ist eine Form von Unterstützung) und ich keine zufriedenstellende Lösung für die ganze Problematik finde.Und dass sich das Ganze dann hin und wieder auch auf meine Gesamtstimmung auswirkt ist auch nicht wirklich verwunderlich.Also habe ich am Donnerstag Uni Uni sein lassen und bin mit Warrick morgens um 9 raus ans Meer gefahren um endlich meine neu erworbenen Kajak-Skills ins bewegte Wasser zu übertragen. Im Internet war von 1-2 Fuss-Wellen die Rede gewesen, was eigentlich perfekt gewesen wäre für die ersten Schritte. Am Strand angekommen war das Ganze dann ein bisschen wilder mit ziemlich hohen Wellen und aus dem Kajak sah ich nur noch eine grosse weisse Schaumfront vor mir. Doch mit Warricks Anweisungen hab ich es dann durch die brechenden Wellen rausgeschafft und nun warten wir auf die nächste Welle. Und dann gehts los:Da kommt dieses Monster von Welle auf mich zu und Warrick schreit nur noch 'paddle, paddle, paddle', was ich auch tue, 'lean back', was ich auch tue, und schwupps, surfe ich die Welle runter und ich tue was ich nicht tun soll - ich höre auf zu paddeln - und ZACK, bin plötzlich unter/ich-weiss-nicht-wo-in der Welle. Irgendwie schaff ich es, mich mit der Eskimorolle,wieder geradeauf zu bringen, versuche mich zu orientieren, schaue nach Luft japsend um mich und -ZACK, erwischt mich die nächste Welle und das Spiel geht von vorne los. Am Ende bin ich mehr oder weniger wieder am Strand und unternehme mit Adrenalin-gefluteten Adern einen zweiten Anlauf und diesmal klappt es besser, ich fahre mit der Welle bis zum Ende, beim Dritten Mal allerdings moscht mich die Welle wieder und diesmal ist es zuviel des Guten und ich muss aussteigen. Ich muss raus aus dem Wasser und nach dieser durchaus willkommmenen kurzen Pause am Strand und entleeren des Bootes geht es nochmal raus. Nach weiteren Drei Wellen bin ich echt gut bedient, höre aber nicht ganz ohne Stolz, dass ich mich gut geschlagen habe für das erste Mal im Allgemeinen und bei diesen Verhältnissen in Speziellen. Definitiv eine coole Sache. Um von diesem gigantischen Adrenalinschub ein bisschen runterzukommen bin ich dann noch zu einem gemütlichen Boulder-Nachmittag nach Castle Hill gefahren. Hatte das ganze Gebiet für mich alleine und das schönes Wetter (siehe obiges Titelfoto). Habe mit dem Boulder 'The Gift V9' einen Sack von Ostern abgehängt, was mich sehr gefreut hat und mir zeigt dass ich langsam wieder zu Stärke finde. Heute ist Samstag, ich muss in die Stadt und ein paar Dinge erledigen und morgen gehts natürlich wieder Bouldern.Hier noch ein lustiger link für alle Star Wars Fans. Ein endlich sommerliches Wochenende wünsche ich Deutschland!
Term End
Freitag war an der Uni Ende des zweiten Terms. Ist schon ein bisschen anders als bei uns an der Uni. Hier gibt es ein Studienjahr als Obereinheit, welches dann unterteilt wird in zwei Semester und ein solches wiederum in zwei Terms. Am Ende jedes Terms gibt es vier vorlesungsfreie Wochen, von denen zwei zum Lernen (oder wahlweise Urlaub machen) und zwei Wochen Prüfungszeitraum sind. Georgina, eine Postgraduate-Studenten hat dann auch gleich dioesen Anlass genutzt und zum Term End eine 'Chemistry Sluts & Geeks'-Party veranstaltet. Bedeutet, jeder Gast muss entweder als Chemiker-Spongo oder als aufgetackelte Tussi antreten.Ratet mal was ich gemacht habe.... ja klar, habe mir den Spass nicht nehmen lassen und als 'Tracy' alle mit meiner femininen Seite geschockt...
War eine lustige Feier mit playstation-Karaoke-Wettbewerb und natürlich Unmengen alkoholischen Getränken...Dieses Foto
zeigt meine Laborkollegin und Supervisor-Leidensgenossin Liz mit ihrem Freund, die singenderweise gegen Gastgeberin George und auch-Chemie-Studentin Victoria antreten.Samstag habe ich dann nicht wirklich viel gemacht ausser geschlafen, nen Film angeschaut, geschlafen, nen Film ange... usw usw. und habe somit zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, nämlich effektiv meinen Kater bekämpft und mein Schlafdefizit vom Kletterevent der vorigen Woche abgebaut.Sonntag bin ich dann relativ spät hoch nach Castle Hill (wohin auch sonst) und hab mich innerhalb von drei Stunden ausreichend platt gemacht. Irgendwas in meinem Körper oder/und Kopf wehrt sich allerdings immer noch, wieder ans körperliche Limit zu gehen, aber vielleicht ist das auch mal gut so dass mein Körper eine längere Schonzeit bekommt...Heute war ich dann zum dritten Mal mit Leuten aus dem Haus beim Kajak-Training im Schwimmbad und habe fleissig an meiner Eskimorolle geübt. Wenn ich Warrick's Lob glauben schenken darf mache ich mich ziemlich gut somit gehts Donnerstag dann vielleicht raus zum Kajak-Surfen im Meer, aber das werdet ihr dann bestimmt rechtzeitig an dieser Stelle erfahren.Ach übrigens, wen interessiert was hier sonst noch so los ist ausser den Geschichtlein die ich hier abliefere, dem sei es auch herzlichst erlaubt, sich mal telefonisch zu melden (siehe Link 'billig telefonieren'). Oder ihr meldet euch bei skype an, dann kann man für umme übers Netz telefonieren. Ist echt ein feine Sache...So long, Till
Genau DAS...
...ist die Situation die ich vermeiden wollte.Ich habe es eine Zeit lang verpennt, brav Einträge zu machen und nun stehe ich vor dem Problem dass ich mich nicht entscheiden kann, über was ich berichten soll.Naja, fangen wir mal an: Es wird immer mehr Winter hier obwohl das nicht so ist wie Winter bei uns (zumindest nicht hier in ChCh),sondern viel milder und die Kiwis fangen schon zu jammern an wenns mal 2 Tage am Stück regnet bzw. die Sonne nicht rauskommt. Aber es wird Winter und Samstag vor einer Woche hat es in den Bergen den ersten Schnee gegeben.
(das ist von der Uni aus photografiert)Fand ich nicht so cool, weil ich mit Matt und Vanessa am Sonntag nach Castle Hill wollte und als wir dort ankamen, erwartete uns das:
(bouldern impossible)Es sind zwar nur hundert Kilometer bis Fahrt aber das Wetter ist so unterschiedlich dass man es manchmal gar nicht glauben kann.
An diesem Tag zum Beispiel war es in Christchurch wunderbar sonnig mit angenehmen Temperaturen. Die Woche davor war es genau umgekehrt, da war es hier in der Stadt so miserabel (wirklich mal 4 Tage Regen!) dass man nicht daran gedacht hätte dass es irgendwo in der Umgebung gut sein könnte. Doch in Castle Hill war es die ganze Woche trocken und wunderbar. Also alles in allem ganz toll, am Wochenende Scheisswetter und unter der Woche gut, das scheint wohl nicht nur bei uns daheim so zu sein...Unter der Woche bin ich auch immer brav an der Uni (bis auf wenige Ausnahmen) und mittlerweile gibt es sogar eine Erfolgsmeldung:'happy birthday to you, happy birthd.....' - singend kam mein Supervisor, die Chemikalie auf die wir (bzw. auf die ich) seit nun fast 3 Monaten gewartet habe(n) in den Händen haltend, an.
Das kann hier locker mal passieren, weil die hier in Neuseeland keine Chemieindustrie haben und 'ungewöhnliche' Chemikalien per Schiff aus den Staaten geliefert werden müssen. Und wie die Kiwis eben so sind nehmen sie so was mit einer unglaublichen stoischen Gelassenheit hin ( 'I know it's frustrating if you can't do anything but...,...hmm..., just do some reading and have a look what we could do alternativeley...). Owen, mein Supervisor, ist zusätzlich zu dieser 'laid back'-Mentalität ein komischer Vogel, was die Situation manchmal nicht ganz einfach macht. Aber im Augeblick habe ich das Gefühl es wird besser.Besser wird auch meine Grundstimmung; ich muss schon gestehen dass ich es nach den ersten Wochen, in denen alles sehr spannend und neu war, nicht so einfach fand und mich zeitweise etwas einsam gefühlt habe. Dazu beigetragen hat natürlich die Sache mit der Schulter und dass es an der Uni ein bisschen unzufriedenstellend ist.Dieses Wochenende war ein langes Wochenende da heute Feiertag ist (Queens Birthday), und in der Kletterhalle The Roxx waren das ganze Wochenende die 'national sportclimbing competitions'. Und der Chef Jodie hat mich gefragt ob ich nicht ein bisschen mit Routenschrauben und so weiter mithelfen wolle. Ich habe spontan zugasagt und es war ein sehr cooler Event, Bilder von der ganzen Geschichte gibts innerhalb der nächsten Tage auf shoot the star, weil ich hab keine eigenen gemacht, und vielleicht bin ich ja irgendwo im Hintergrund zu sehen... Ich habe auf jeden Fall einen Haufen cooler Leute kennengelernt, bin übelst zerstört von der Arbeit (Griffe in die Wand schrauben, Testklettern, Vorklettern, usw) und sackmüde und muss deswegen schleunigst unter die Dusche und dann ins Bettchen. Aber immerhin seid ihr wieder auf dem Stand der Dinge und ich hoffe dass 'genau DAS' nicht mehr passiert. Seid gegrüsst aus dem Land in dem Südwände Nordwände sind, euer Till